Woher kommt das Wort Campen?
von lat. campus „Feld“
Die Urlauber übernachten in diesem Fall in Zelten, Hängematten, Wohnwagen oder Wohnmobilen, in Dachzelten oder ausgebauten Vans. Wird in Zelten gecampt, so spricht man auch von Zelten.
Seit wann gibt es „Camping“?
Camping entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als nach dem Ersten Weltkrieg der Aufschwung mit den Goldenen Zwanzigern Einzug in Deutschland hielt. Erstmals konnte sich der Normalverbraucher Urlaub leisten, zuvor hatten Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Es lag nahe, in der freien Natur kostengünstig zu regenerieren. Man campte relativ einfach, mit Zelten und einfachen Gegenständen zur Erholung wie Faltbooten. Es entstand die sogenannte „Wochenendbewegung“. So waren es auch die Faltbootfirmen und die Anhänger dieses Sports, die die Ausrüstung entwickelten. Die Faltboothersteller bauten ihre Zelte, die zuvor nur aus einfachen Zeltbahnen bestanden hatten, wie die Häute ihrer Boote. Oben aus dichtgewebter Baumwolle und mit einem Boden aus Gummi. Die Faltbootpioniere Carl Joseph Luther und Hans Berger (Firma Sport Berger) erfanden das notwendige Zubehör: Den Daunenschlafsack und die Luftmatratze.
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Entwicklung unterbrochen, erst nach Kriegsende und mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder konnte sich die breite Masse wieder Urlaub leisten. Erstmals wurden Pkws umgebaut und mit Campingutensilien ausgestattet. Der im Jahr 1931 erfundene Wohnwagen trat seinen Siegeszug an. Es entstanden Begriffe wie „Stoffvilla“ oder „Haus am Haken“. In den 1960er Jahren entstand eine auf Camping spezialisierte Industrie. Es wurden extra Fahrzeuge wie der VW-Bus für das Camping umgebaut, das Camping wurde technisiert und durch Neuerungen wie die Bordtoilette komfortabler. In den letzten Jahrzehnten wurde die Palette der Angebote stetig ausgebaut, sowohl was die Anzahl der Campingplätze als auch die Hersteller von Fahrzeugen und Ausrüstung anbelangt. In der DDR war der Camping-Urlaub auch aufgrund des Mangels an offiziellen Ferienplätzen sehr populär. Laut DDR-Historiker Stefan Wolle gab es Ende der 1980er Jahre 529 Zeltplätze in der DDR mit 20 Millionen Übernachtungen. Daneben waren auch die CSSR und der ungarische Plattensee beliebte Campingziele der Ostdeutschen.
Quelle: wikipedia.org
Und Camping heute?
In den letzten Jahren und besonders durch Corona erlebte das Campen und die Campingbranche einen unglaublichen Boom. Urlaub war nur schwer oder gar nicht möglich und so wurde der Wohnwagen bzw. das Wohnmobil zu einem sehr begehrten Objekt.
Die Vorteile sind klar: Man kann unter sich bleiben, z.B. im Kreis der Familie, man ist relativ autark, man hat sein eigenes kleines Heim dabei und muss nicht unbedingt mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Frühstücksbuffet und Essensäale sind nicht nötig, da man sich selbst versorgt.
Hinzu kam, dass Auslandsreisen noch schwieriger oder gar nicht möglich waren und mit dem Camper konnte man sich zumindest im eigenen Land bewegen.
Dies alles und die Vorteile die Camping schon immer geboten hat, führte dazu das zigtausende von Menschen nun zu Campern wurden. Mit eigenen Fahrzeugen, mit Leihfahrzeugen oder als Mieter in Mobile-Homes auf Campingplätzen.
So wurden alleine in Deutschland im ersten HJ rund 75.000 Wohnmobile NEU zugelassen.
Das Wohnmobile nicht erst seit Kurzem im Trend liegen, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Fahrzeugbestands: Von 2015 bis 2020 legte der Bestand an Wohnmobilen in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts von gut 390.000 auf knapp
590.000 zu.
Und danach startete ja erst der derzeitige Boom!
Dabei nicht zu vergessen die zusätzlichen ca. 700.000 Wohnwagen.
Apropos: Deutschland führt bei der Anzahl der zugelassenen Wohnwagen, mit knapp 700.000 (2019!, statista.com), vor Grossbritanien, Frankreich und den Niederlanden.
Wohin mit all diesen Fahrzeugen!
Das ist eine berechtigte Frage. Konnte man vor wenigen Jahren einfach spontan losfahren und sich dann gegen Nachmittag einen Stell-/Campingplatz suchen, so bedarf es heute einer ausgiebigeren Planung und der Reservierung eines Platzes. Nicht immmer – aber immer öfter. Die Anzahl der Fahrzeuge ist enorm und schnell gestiegen, die der Plätze nur sehr, sehr langsam.
Aber, es ist zu verzeichnen das verschiedene Gemeinden/Städte auf die Nachfrage reagieren und neue Plätze schaffen, bzw. vorhandene umnutzen*. Wer braucht im Sommer einen grossen Parkplatz vor einer Eissporthalle, in der kein Eis ist? Richtig: niemand.
Diesen Parkplatz kann man in dieser Zeit für WoMos zur Verfügung stellen. Der Platz ist eh da – nun gibt es ohne Aufwand zusätzliche, neue Einnahmen durch Standgebühren.
Kleines Rechenbeispiel: Vollausgelastet 60 Standplätze, pro Nacht je CHF 20.- Ergibt für die Gemeinde Einnahmen von CHF 1.200.- pro Nacht. Theoretisch also rund CHF 36.000.- pro Monat. Investition: Parkscheinautomat, Entsorgung (Anschluss an Kanalisation), Frischwasserleitung, 1 WC, Kontrolleur (checkt 1x täglich, ob alle ein Parkticket haben). Sollte sich also recht schnell armortisieren.
Oder, verschiedene privatwirtschaftliche Projekte, dort schliessen sich Landbesitzer, wie Winzer, Bauern etc. zusammen und bieten auf ihren Höfen Stellplätze an.
Es entstehen also neue Plätze, nur nicht ganz so schnell, wie neue Fahrzeuge dazugekommen sind. Aber auch dort wird der Zuwachs langsamer werden. Aufgrund der hohen Nachfrage und diverser Lieferengpässe liegen die Lieferzeiten für WoMos derzeit bei fast 1,5 – 2 Jahren und der Gebrauchtmarkt ist (fast) leergefegt.
Hinzu kommt, dass vermutlich in 2-3 Jahren viele wieder zum „konventionellen“ Fern- und Hotelurlaub zurückkehren (insofern Reisen wieder uneingeschränkt möglich ist) und dann viele Fahrzeuge als Gebrauchte zurück auf den Markt kommen. Dies sind dann keine zusätzlichen Fahrzeuge in der Statistik, sondern nur neue Besitzer.
Apropos: Ein WoMo muss auch irgendwo geparkt werden, auch wenn man nicht auf Reisen ist. In vielen Städten sieht man derzeit auch in Wohngebieten für längere Zeit abgestellte Fahrzeuge. Solange diese in einen normalen Parkplatz passen und nicht abgemeldet sind, ist dies erlaubt – aber diese „Freizeit“-Fahrzeuge nehmen natürlich einen erheblich Platz ein, bei eh beschränktem Parkraumangebot. Für den Winter gibt es die Möglichkeit die WoMos in diversen Hallen unterzustellen (Scheunen, Bootslager,..), was allerdings nicht ganz günstig ist und u.U. auch nicht direkt um die „Ecke“. Es ist zu befürchten, dass einige Camping-Neulinge dies nicht unbedingt bedacht haben und sich über diese „Folgekosten“ wundern werden (je nach Gegend ab EUR 50.- bis über 100.- pro Monat)