Kristallthron aus der Venusgrotte

Ergänzung zu unserem Besuch auf Schloß Linderhof

Zwei Wochen nach unserer letzten Tourne-Tour konnte ich meine Patentochter Veronika in den Werkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung besuchen und „ihren“ Thron besichtigen. Zur Erinnerung: Sie hatte Ihre Masterarbeit als Restauratorin über ein Konzept zur Sicherung und Rekonstruktion des Kristallthrons aus der Venusgrotte von Schloß Linderhof geschrieben. Die Bayerische Schlösserverwaltung hatte sie im Anschluss damit beauftragt, einerseits den Thron zu sichern und gleichzeitig den Bau einer Rekonstruktion zu leiten. Während das Original möglicherweise in einem Depot verschwinden wird, soll die Replik in der restaurierten Grotte aufgestellt werden.

Kristallthron im Originalzustand vor der Restaurierung, fotografiert in der Venusgrotte.

Der Originalzustand des „Throns“ war nach den Erzählungen vollkommen desolat. Oder anders ausgedrückt: Es war ein Schrotthaufen. Wie Veronika schilderte, war die Sockelplatte vollständig vermodert, weshalb das ganze Gebilde völlig instabil war. Allein der knifflige Transport aus der Grotte war offensichtlich eine nervenaufreibende Aktion, und die Sicherung der Sockelplatte extrem zeitaufwändig, obwohl man davon heute gar nicht sieht. Zudem lagen um das Objekt herum hunderte zerbrochener Einzelteile, die wie ein gigantisches Puzzle zugeordnet werden mussten. 

Veronikas Rekonstruktion des Throns als Skizze.: links die Kristalle, hinten der Kronleuchter mit Rohrkolben.

Der Kristallthron besteht aus einer hölzernen Bank, hinter der 80 mundgeblasene und handgeschliffene Kristalle in unterschiedlichen Größen montiert waren, die von unten elektrisch beleuchtet werden konnten. Vorne rechts und links waren große, aus Lindenholz geschnitzte Muscheln angebracht. Aus alten Rechnungen und Skizzen leitete Veronika ab, dass der rote Stumpf an der rechten Seite des Sitzes ein riesiger Kronleuchter in Korallenform gewesen sein musste. Vor dem Kronleuchter gab es ein Feld mit handgeschnitzten Rohrkolben.

Das fertig restaurierte Original.

Das ganze Teil ist genaugenommen von beeindruckender Scheußlichkeit (sorry, Vroni). Aber es ist ein ebenso beeindruckendes Beispiel dafür, mit welch aufwändigen Mitteln Ludwig II, der sich ja um jedes Detail kümmerte, seine Visionen und Traumwelten umsetzen ließ. Der Kristallthron war nicht für die Ewigkeit gebaut worden, sondern Theater-Kulissentechnik, und wurde wohl auch von einem Bühnenbildner des Staatstheaters entworfen. Der Thron musste vor allem aus der Ferne seine Wirkung entfalten, und manche Details wurden deshalb einfach kaschiert, z.B. mit ganz banalen Topfpflanzen. In seiner Komplexität ist der Kristallthron jedoch ein Meisterwerk. Schnitzereien, eine komplizierte Metallkonstruktion, die Kristalle und vor allem die für ihre Zeit bahnbrechende Beleuchtungstechnik machen den Thron zu einem einzigartigen Exemplar der Kunst- und Technikgeschichte.

Die Replik des Throns. In der Metallkonstruktion sollen die Kristalle fixiert werden.

Der Orginalthron aus der Venusgrotte ist gesichert, Veronikas Arbeit damit abgeschlossen. Die Replik ist ebenfalls fast fertig, aber noch nicht alle Teile montiert (z.B. die Kristalle). Ab 2024, wenn die Venusgrotte wieder geöffnet ist, kann der Thron besichtigt werden. Wir haben uns jetzt schon mit Veronika zu einer nächsten Führung verabredet. 

Übrigens hat der Bayerische Rundfunk eine sehenswerte Dokumentation über die Restaurierung des Kristallthrons gedreht:

https://www.youtube.com/watch?v=vq5GvgtxY7k

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