Italien, April 2024

(Claus)

Morgen starten wir zu einem Kurztrip ins Piemont in Italien. Dafür gibt es drei gute Gründe:

  1. Wir sind ja schon wieder solange daheim, dass wir wieder weg müssen 😉
  2. Das Wetter ist hier so schlecht (tagsüber ca. 5 Grad, Regen und Graupelschauer), dass wir uns nach jedem Grad wärmer sehnen ..
  3. Der Hauptgrund: Wir gehen zusammen mit Freunden campen! Sie sind zwar länger unterwegs, aber immerhin können wir 5 Tage gemeinsam verbringen.

Imzwischen sind wieder daheim. Es waren tolle Tage – im wahrsten Sinne: Tolle Stimmung, tolle Gespräche, tolles Essen und passende Getränke.
Einzig das Wetter war nicht toll. Wir konnten insgesamt nur etwa eine. halben Tag draußen sitzen. Den Rest der Zeit verbrachten wir gemeinsam in einem (Party-)Zelt. Es regnete fast rund um die Uhr. Trotzdem war die Stimmung „sonnig“ und wir hatten viel Spass.
Ein Reiseziel, dass wir auf jeden Fall nochmals besuchen werden, der Ortasee.

Als wir auf dem Campingplatz oberhalb von Pettenasco ankamen, schien sogar noch die Sonne.
…und tatsächlich konnten wir draußen frühstücken …
Kurz darauf verzogen wir uns ins Zelt und schalteten den Heizlüfter ein…

(Jeannine)

Während unsere fußlahmen bzw. -faulen Ehegatten im beheizten Zelt stundenlang miteinander plaudern, erkunden wir zwei Frauen ein bisschen die Gegend. Der Ortasee ist eine Entdeckung: landschaftlich traumhaft schön, aber gleichzeitig verschlafener und nicht so touristisch wie der nahegelegene Lago Maggiore.

Am Samstag laufen wir die 2 km  hinunter zum Bahnhof in Pettenasco und fahren eine Station mit dem Zug, um uns Orta San Giulio anzusehen, das auf einer Halbinsel im Ortasee liegt. Das Örtchen ist absolut zauberhaft. Wir laufen an schlossartigen Villen vorbei, durch enge Gässchen mit hübschen Geschäften und freuen uns an der Aussicht auf die nahe Insel San Giulio. Der stärker werdende Regen treibt uns in ein Café, wo wir uns eine heiße Schokolade gönnen, in der der Löffel stecken bleibt. Lecker!

Prachtvolle Villen am Ufer des Sees.

Mitten auf dem Halbinselchen liegt auf einem bewaldeten Hügel eine Pilgerstätte: der Sacro Monte Orta San Giulio. Die „heiligen Berge“ (sacri monti) sind eine Besonderheit des italienischen Voralpenraums. Um die Gläubigen nach der Gegenreformation sozusagen wieder auf Spur zu bringen, baute man Kapellen, in denen das Leben von Jesus Christus, von Maria oder von Heiligen inszeniert wurde. Der Sacro Monte in Orto San Giulio besteht aus 20 Kapellen, die jeweils einer Episode aus dem Leben des Heiligen Franziskus gewidmet sind. Das wirklich Einmalige an den Sacri Monti ist, dass die Kapellen nicht nur mit Fresken bemalt sind, sondern dass lebensgroße Figuren die Geschichte erzählen. Die Figuren wirken überaus lebendig und „kommunizieren“ miteinander. Das Ganze erinnert an ein überdimensionales Wimmelbild. Fresken und Figuren gehen ineinander über und bilden ein barockes Gesamtkunstwerk. Der Besucher betrachtet die Szene von einer definierten Position aus (die meisten Kapellen darf man nicht betreten), und bei manchen wird auch das Licht, das durch die Fenster fällt, zur Inszenierung genutzt.

Der büßende Franziskus (nackt) wird durch Assissi geführt, während um ihn herum recht viel los ist.
Heiligsprechung nach Franziskus‘ Tod.

Wir kommen in den Genuß einer Privatführung, weil der Mitarbeiter am Eingang der Anlage anbietet, uns einige Kapellen zu zeigen. So wandern wir durch den strömenden Regen über das Areal und sind völlig fasziniert von seinen fundierten und anschaulichen Erklärungen. Unter anderem zeigt er uns Fotos, wie die von vorne so lebensechten Tonfiguren von der Rückseite aussehen: offen, roh und unbemalt. Das Ganze ist buchstäblich eine Illusion. Allein diese Begegnung hat den ganzen Ausflug zum einmaligen Erlebnis gemacht. 

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