Wie wir zum Campen gekommen sind

Weder Jeannine noch ich hätten uns vor rund 7 Jahren vorstellen können, dass wir jemals zu Campern werden würden.

Wie es dann doch dazu kam?
Nun, als wir uns kennenlernten, gingen wir zunächst unter die Segler. Jeannine war quasi auf einem Boot „aufgewachsen“ (;-)) und ich hatte einige Jahre davor das Segeln und Regattieren für mich entdeckt.

Was lag also näher, als sich ein gemeinsames Boot anzuschaffen? Gesagt, getan.

Unser Internationales Folkeboot. JG 1962, Rumpf Mahagoni, Deck Teak.

In den folgenden Jahren verbrachten wir unsere gesamten Sommer- und Herbstferien auf unserem Folkeboot auf dem Bodensee.
Der grosse Nachteil: Der Urlaub war „knapp“ und der Wettergott nicht immer wohlwollend. So kam es, dass wir manche Ferienwoche im Regen auf dem Boot verbrachten, was die Stimmung nicht unbedingt steigen liess.


Was gab es für Alternativen?
Wir wollten beide keine Flug-/Fernreisen machen, mögen beide keine Hotels und Buffets und wollten weiterhin „unabhängige“ Ferien machen.
Bei einem der verregneten Urlaube beschlossen wir kurzfristig, uns ein Wohnmobil zu mieten, um dem schlechten Wetter am Bodensee zu entfliehen.
Und? Wir waren sofort begeistert. Im Gegensatz zum Boot waren wir plötzlich flexibel und konnten dem guten Wetter nachfahren. Außerdem hatten wir Stehhöhe, einen Kühlschrank, ein WC und weitere Annehmlichkeiten.
Nach dem ersten Teilintegrierten mieteten wir zwei Kastenwagen. Diese kompakten Fahrzeuge begeisterten uns. Und der Platz schien uns absolut ausreichend. Die ersten drei Reisen führten uns nach Österreich, Deutschland und Frankreich.

Aber recht bald tat sich ein Problem auf: Die Verfügbarkeit der Mietfahrzeuge! Ohne Reservierung ca. 3-6 Monate vor dem Reisetermin ging nichts. Und dann auch nicht unbedingt für die gewünschte Dauer.

War es das mit dem Campen?
Zum Glück nicht. Nach der Abgabe des letzten gemieteten WoMos, schlederten wir über den riesigen Platz der Firma, die Fahrzeuge verkauft und verleiht. Und da: Ein traumhafter WohnWAGEN. Er war sofort verfügbar. Ein Klassiker (Hymer Eriba Troll 530, Design aus 1958). Unserer!

in Südfrankreich. Links unser Troll, rechts der einer Freundin

Nachdem wir solche Kleinigkeiten wie eine Anhängerkupplung am Pkw installiert hatten, konnten wir ihn abholen und VERREISEN.
Dies taten wir dann 6 Jahre, jeweils rund 6 Wochen pro Jahr. Meist nach Frankreich.
Und wir liebten es. Wurde das Wetter schlecht – fuhren wir weiter. Gefiel uns ein Platz nicht – wechselten wir die Location.

Dann jedoch kam Corona und die Reisebedingungen änderten sich: Viele Campingplätze hatten komplett geschlossen und wenn sie geöffnet waren, hätte man ja die öffentlichen Duschen, Waschhäuser usw. nutzen müssen. Dies wollten wir nicht.
Dann die Überlegung, wie wir denn autark sein könnten? Mit eigener Strom- und Wasserversorgung, mit eigenem WC usw. Ein Kastenwagen muss her!
Wir recherchierten und recherchierten – und wurden fündig: Ein Tourne Kastenwagen.

hier kurz vor der Abholung. Noch müssen ein paar Ein-/Umbauten gemacht werden.

Alle weiteren Daten und Erfahrungen (nach gut 6 Monaten) zum Tourne findet ihr unter einem separaten Punkt.

So sind wir dann doch Camper geworden (bzw. geblieben) und bereuen es nicht.
Wir nutzen unser WoMo so häufig es irgendwie geht (auch mal für nur eine Übernachtung bei Freunden u.ä.) und geniessen jeden Camping-Tag.

Ein Kastenwagen: Für uns die absolut richtige Entscheidung!
Wir freuen uns auf die nächsten Reisen und werden darüber hier berichten.

Kristallthron aus der Venusgrotte

Ergänzung zu unserem Besuch auf Schloß Linderhof

Zwei Wochen nach unserer letzten Tourne-Tour konnte ich meine Patentochter Veronika in den Werkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung besuchen und „ihren“ Thron besichtigen. Zur Erinnerung: Sie hatte Ihre Masterarbeit als Restauratorin über ein Konzept zur Sicherung und Rekonstruktion des Kristallthrons aus der Venusgrotte von Schloß Linderhof geschrieben. Die Bayerische Schlösserverwaltung hatte sie im Anschluss damit beauftragt, einerseits den Thron zu sichern und gleichzeitig den Bau einer Rekonstruktion zu leiten. Während das Original möglicherweise in einem Depot verschwinden wird, soll die Replik in der restaurierten Grotte aufgestellt werden.

Kristallthron im Originalzustand vor der Restaurierung, fotografiert in der Venusgrotte.

Der Originalzustand des „Throns“ war nach den Erzählungen vollkommen desolat. Oder anders ausgedrückt: Es war ein Schrotthaufen. Wie Veronika schilderte, war die Sockelplatte vollständig vermodert, weshalb das ganze Gebilde völlig instabil war. Allein der knifflige Transport aus der Grotte war offensichtlich eine nervenaufreibende Aktion, und die Sicherung der Sockelplatte extrem zeitaufwändig, obwohl man davon heute gar nicht sieht. Zudem lagen um das Objekt herum hunderte zerbrochener Einzelteile, die wie ein gigantisches Puzzle zugeordnet werden mussten. 

Veronikas Rekonstruktion des Throns als Skizze.: links die Kristalle, hinten der Kronleuchter mit Rohrkolben.

Der Kristallthron besteht aus einer hölzernen Bank, hinter der 80 mundgeblasene und handgeschliffene Kristalle in unterschiedlichen Größen montiert waren, die von unten elektrisch beleuchtet werden konnten. Vorne rechts und links waren große, aus Lindenholz geschnitzte Muscheln angebracht. Aus alten Rechnungen und Skizzen leitete Veronika ab, dass der rote Stumpf an der rechten Seite des Sitzes ein riesiger Kronleuchter in Korallenform gewesen sein musste. Vor dem Kronleuchter gab es ein Feld mit handgeschnitzten Rohrkolben.

Das fertig restaurierte Original.

Das ganze Teil ist genaugenommen von beeindruckender Scheußlichkeit (sorry, Vroni). Aber es ist ein ebenso beeindruckendes Beispiel dafür, mit welch aufwändigen Mitteln Ludwig II, der sich ja um jedes Detail kümmerte, seine Visionen und Traumwelten umsetzen ließ. Der Kristallthron war nicht für die Ewigkeit gebaut worden, sondern Theater-Kulissentechnik, und wurde wohl auch von einem Bühnenbildner des Staatstheaters entworfen. Der Thron musste vor allem aus der Ferne seine Wirkung entfalten, und manche Details wurden deshalb einfach kaschiert, z.B. mit ganz banalen Topfpflanzen. In seiner Komplexität ist der Kristallthron jedoch ein Meisterwerk. Schnitzereien, eine komplizierte Metallkonstruktion, die Kristalle und vor allem die für ihre Zeit bahnbrechende Beleuchtungstechnik machen den Thron zu einem einzigartigen Exemplar der Kunst- und Technikgeschichte.

Die Replik des Throns. In der Metallkonstruktion sollen die Kristalle fixiert werden.

Der Orginalthron aus der Venusgrotte ist gesichert, Veronikas Arbeit damit abgeschlossen. Die Replik ist ebenfalls fast fertig, aber noch nicht alle Teile montiert (z.B. die Kristalle). Ab 2024, wenn die Venusgrotte wieder geöffnet ist, kann der Thron besichtigt werden. Wir haben uns jetzt schon mit Veronika zu einer nächsten Führung verabredet. 

Übrigens hat der Bayerische Rundfunk eine sehenswerte Dokumentation über die Restaurierung des Kristallthrons gedreht:

https://www.youtube.com/watch?v=vq5GvgtxY7k

Stell- und Campingplätze

Auch ein WoMo muss irgendwo parken um darin zu übernachten.
Also gibt es folgende Möglichkeiten:

– Wildcampen/Freistehen
– Übernachten auf dem Campingplatz (CP)
– Übernachten auf dem Stellplatz

Wildcampen in Europa
ist nur in wenigen Ländern erlaubt, z.B. in Finnland, Norwegen und Schweden*.
In den meisten anderen Ländern, auch in Deutschland, darf man für 1 Nacht (10 Stunden) dort stehen, wo es nicht ausdrücklich verboten ist und dies nur um die „Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen“.
Aber auch nur, wenn dort nicht ein „Wohnmobil-Verbots-Schild“ steht. Möglich kann dies z.B. auf Autobahnraststätten, auf Privatgrundstücken mit Einwilligung des Besitzers,…sein.

Wenn man „Übernachten“ darf, bedeutet dies (strenggenommen), dass man sich im Fahrzeug aufhalten muss und man weder Campingstühle aufbauen, noch die Markise ausfahren oder auf dem Platz den Grill anschmeissen darf.

*auch hier gibt es aber regionale Regeln bzw. Ausnahmen!

Übernachten auf dem Campingplatz
Das ist natürlich möglich – denn dafür sind CPs da.
Sie bieten Stellplätze gegen eine Gebühr an. Auch für mehrere Tage oder Wochen. Mittlerweile gibt es rund 2.900 CPs in Deutschland, die zusammen rund 210.000 Plätze anbieten. Dies für rund 11 Mio. Deutsche, die im Urlaub Campen.
Je nach Lage des Platzes, der Region und der angebotenen Infrastruktur kostet eine Übernachtung durchschnittlich EUR 30.-
Hierbei sind allerdings „Zusatzkosten“ zu beachten, da auf manchen Plätze jede weitere Person, der Hund, Strom und die Kurtaxe zusätzlich berechnet wird. Auch gibt es CPs auf denen das Duschen extra kostet.

Für diesen Preis bieten CPs aber auch verschiedene Services an, wie z.B. zum „Schutz“ eine Eingangskontrolle für den Platz, oft einen Strom-/Wasseranschluss am Stellplatz, WCs und Duschen, Brötchenservice, ein Restaurant, Schwimmbad, Wellness, Spielwiesen, WLAN, „privates Bad“, usw.

Stellplatz auf einem CP

Da sich die Zahl der Camper in den letzten Jahren massiv erhöht hat, ist eine Voranmeldung/Buchung auf dem gewünschten Platz (zumindest in der Hauptsaison) mittlerweile ratsam. Dies besonders, wenn man einen „speziellen“ Platz wünscht, z.B. direkt am See oder auch, wenn man mehrere Tage auf dem CP stehen möchte.

Die CPs findet man über diverse Apps und Campingplatzführer*. Oft kann man die Plätze online buchen und erhält dann seine „Buchungsbestätigung“. Dies macht allerdings nur Sinn, wenn man bereits genau weiss, wann man, wo sein wird. Was dem spontanen Campen ziemlich wiederspricht…

*die am häufigsten benutzten bzw. interessantesten Apps:
park4night, stellplatz-radar, adac camping, tcs camping, acsi, landvergrnügen, wohnmobilland – z.T. mit zusätzlichem Buch und Bedingung der Mitgliedschaft

CPs eignen sich natürlich auch für Wohnwagen und Zelte.

Übernachten auf dem Stellplatz
Stellplätze sind quasi „Parkplätze“ auf denen man offiziell und meist gegen eine geringe Gebühr (EUR 10.- bis 20.-) mit dem WoMo stehen darf. Die Dauer ist oft auf eine Übernachtung beschränkt.
Die Infrastruktur ist auch hier sehr unterschiedlich: vom reinen Beton-Parkplatz, über Plätze mit Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung, mit Toilette usw. gibt es die unterschiedlichsten Plätze.
Stellplätze sind oft im Besitz der öffentlicher Hand (Gemeinden, Städte) die ungenutzte oder extra angelegte Stellflächen und Parkplätze vermieten, aber auch in privatem Besitz. Das heisst, ein Wiesen-/Hof-/Grundstücksbesitzer bietet einen Platz (gegen Gebühr) an, auf dem WoMos stehen dürfen.

Stellplatz einer Gemeinde im Tessin: grosse Wiese, am Platz wenig Infrastruktur
Stellplatz auf einem Privatgrundstück, mit Einwilligung des Besitzers

Die Stellplätze findet man über diverse Apps und manchmal auch in Campingplatzführern. Reservierungen sind in den seltensten Fällen möglich.
Der Vorteil eines Stellplatzes ist, dass sich dieser oft mitten in der Stadt befinden kann, also für einen Ausflug in der Stadt oder einen kurzen Stopp-Over prädestiniert ist.
Nachteil dann aber: Zentral = laut und nicht sonderlich „romantisch“.
Dafür sind sie günstiger als ein CP, bieten aber auch weniger oder keine Infrastruktur an – oft sind sie nur ein offizieller Park-/Schlafplatz.

Hier hat man den Blick aufs Meer, aber keine Infrastruktur.
Von hier aus erreicht man die Bremer Altstadt in ca. 15 min. zu Fuss


Aber gibt auch ganz andere Plätze – speziell auf dem Land, z.B. bei Winzern oder auf Bauernhöfen.

Traumplatz, für nur ein WoMo, in Bayern

Stellplätze sind nur für WoMos geeignet, aufgrund der Fahrzeuglänge und des geschlossenen Wasser-/Abwassersystems der Fahrzeuge.