Schweiz – Kanton Tessin, Mai 2021

15.5. – 20.5.2021

Samstag 15.5.

Das Wetter ist durchwachsen, aber wir fahren ohne viel Verkehr die altbekannte Strecke über Chur und durch den Bernardino Richtung Lago Maggiore. Wir treffen zunächst Freunde, die ein sogenanntes Rustico hoch über dem Lago Maggiore besitzen. Der Blick von dort ist einfach traumhaft.

Sonntag 16.5.

Am nächsten Tag fahren wir weiter ins Maggia-Tal zu einem Stellplatz in Bignasco.

Das Maggia-Tal ist bis dorthin relativ weit und flach und teilt sich in dem Ort in das Bavona- und das obere Maggia-Tal. Der Stellplatz besteht aus einer größeren Wiese neben einem Sport- und Helikopter-Landeplatz und nur wenige Minuten von einem ziemlich imposanten Wasserfall entfernt.

In Bignasco gibt es einen alten Dorfkern mit – zum Teil verlassenen und zum Verkauf stehenden – Rustici. Die Häuser sind aus Granitsteinen in Trockenbauweise errichtet und mit Granitschindeln gedeckt. Auch die Mauern und Wege sind aus Granit. Der dunkle Stein bildet einen wunderbaren Kontrast zu dem leuchtenden Grün der Wälder rund herum.

Heute sind die meisten dieser Häuser Feriendomizile, während die Einheimischen gemauerte und verputzte (und wahrscheinlich besser gedämmte) Häuser zu bevorzugen scheinen. Ein älteres Haus aus dem 16. Jahrhundert wurde restauriert und zeigt eine besondere Variante der tessinischen Rustici: Auf einem gemauerten Erdgeschoss sitzt auf vier pilzförmigen kleinen Pfeilern das eigentliche Wohnhaus aus Holz, wahrscheinlich wegen der besseren Belüftung.

Es gibt ein – natürlich ebenfalls steinernes –  Trockenhäuschen, in dem früher Kastanien – ein Hauptnahrungsmittel in den südlichen Alpentälern – über einem Dörrfeuer langsam getrocknet wurden. Die getrockneten Kastanien wurden in Hanfsäcke gepackt, die man gegen Steine schlug, um die Schalen zu lösen. Danach konnte man die Kastanien zu Mehl vermahlen. Was für ein Aufwand! Heute bewundert man das pittoreske Häuschen, aber letztlich zeugt es von der bitteren Armut zeugt, die in solchen Tälern geherrscht haben muss. Ich wandere einmal um das Delta Bignasco – Caverno herum und orientiere mich mithilfe der wirklich genialen Schweiz Mobil-app. Abends kochen wir zweigängig (erst Spargelsalat, danach mitgebrachtes Hühnercurry) und schlafen – besser!

Montag 17.5.

Nach dem Frühstück entschließen wir uns, weiter hoch ins Maggia-Tal zu fahren. Die Straße windet sich dem Maggia-Flußbett entlang, das ziemlich wild aussieht, mit großen, wie hingeworfenen Felsblöcken und wenig Wasser, das trotzdem mit beeindruckender Geschwindigkeit dahinschäumt. An einer Stelle steigen wir von der Straße hinunter und klettern ein bisschen auf den Felsen herum. Dazwischen türkisfarbenes bis moosgrünes Wasser.

In Prato-Sornico fahren wir an einer Gaststätte mit Terrasse vorbei und finden, dass es Zeit für einen Kaffee ist. Claus bleibt gleich zum Mittagessen sitzen und plaudert mit einem Radfahrer, während ich eine Runde laufen gehe.

…noch leer…

Hier ist es noch viel schöner als in Bignasco, und in alle Richtungen scheint es tolle Wanderwege zu geben. Claus gabelt mich im nächsten Ort Peccia wieder auf, und wir machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Der Radfahrer hatte ihm von einem neuen Stellplatz in Prato-Sornico erzählt. Den gibt es wirklich, ganz neu, bei einer Eissporthalle und praktisch um die Ecke vom Lokal, in dem wir saßen. Dort bleiben wir auch. Wir starten nochmal eine Runde – ich zum Laufen, Claus zum Drohne-Fliegen-lassen.

„hinter“ der Halle der Stellplatz (nicht sichtbar)

Ich wandere diesmal der Maggia entlang in die andere Richtung nach unten durch das Dorf. Überall wunderbare Durch- und Ausblicke zwischen eng stehenden, aber größeren und schön verputzten Häusern, dem Kirchturm und den dahinterliegenden Bergen.

Der alte Dorfkern wirkt deutlich wohlhabender als der in Bignasco – und war es auch. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde vor allem im oberen Maggiatal Holz geschlagen, durch den Fluß aus dem Tal transportiert (was man sich bei der geringen Wassermenge heute kaum vorstellen kann) und vornehmlich nach Italien verkauft. Prato-Sornico wurde wohlhabend durch diesen Holzhandel. Die unkontrollierten Rodungen führten allerdings dazu, dass das Maggiatal Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch ca. 20% Waldfläche hatte. Nach Aufforstungen Mitte des 20. Jahrhunderts sind es heute wieder fast 60%.

Wir sitzen auf unserem Parkplatz in der Sonne, trinken ein Bierchen und finden es großartig.  Auch das Menu ist wieder lecker, und wir fallen früh ins Bett.

Dienstag 18.5.

Morgens statte ich dem Dorfladen in Prato – dem einzigen weit und breit – einen Besuch ab. Was von außen eher unscheinbar daherkommt, ist ein Feinkostgeschäft mit Nachhaltigkeitsanspruch! In zwei Gewölberäumen werden Biogemüse, Käse aus der Region und eine kleine aber feine Brotauswahl verkauft. Außerdem gibt es eine Abfüllecke für Wasch- und Putzmittel.

Nach dem Frühstück starte ich zur nächsten Wanderung talaufwärts nach Mongo, um dort mit Claus zusammen die Kapelle San Giovanni Battista von Mario Botta anzuschauen. Die Haarnadelkurve wurde offensichtlich auf dieser Strecke erfunden! Claus kommt bei der Hochfahrt auch im Auto ganz schön ins Schwitzen. Der Wanderweg ist auch nicht ohne – zwar sehr gut zu laufen, aber – steil! Nach einer Kuppe breitet sich der Talkessel von Mongo aus, und man erkennt schon von weitem die Kapelle mit ihrer besonderen Form erkennen.

Die alte Kirche, die an dieser Stelle stand, wurde 1986 von einer Lawine verschüttet. Architekt Mario Botta, der aus dem Tessin stammt, errichtete die neue Kirche aus den Steinen es Maggiatals – aus grauem Gneis von Riveo und weißem Marmor aus dem Steinbruch von Peccia. Der Platz um die Kirche wurde an Stelle des alten Friedhofs erbaut. Obwohl San Giovanni ein Fremdkörper zwischen den traditionellen Granithäuschen ist, fügt sie sich doch auf erstaunliche Weise in die dörfliche Umgebung ein. Der Kirchenraum ist wirklich beeindruckend und trotz seiner postmodernen Bezüge von zeitloser Schönheit.

Nach dem Besuch der Kirche fahren wir wieder zurück und beschließen, auch die nächste Nacht auf unserem Eishockey-Parkplatz zu verbringen. Bevor wir uns ins Womo zurückziehen (es regnet wieder), plaudern wir noch mit unseren Nachbarn, die im Tessin wohnen und bereits seit längerem „Wohnmobilisten“ sind. Von ihnen erfahren wir auch von den strengen Übernachtungsregeln im Tessin.

Mittwoch 19.5.

Wir fahren wieder nach Bignasco. Nach einem Kaffee in der Sonne sind wir bereits gegen Mittag auf unserem Wiesen-Stellplatz und sind bald froh, so früh dran zu sein. Am Abend ist die Wiese voll, und wir zählen 67 Wohnmobile! Ich mache mit Claus einen Spaziergang zum Wasserfall und durch den alten Dorfkern.

Während er danach das Treiben auf dem Stellplatz beobachtet, mache ich mich nochmal auf den Weg. Ich laufe das Tal zurück bis Brontallo. Der Wanderweg ist ein alter Saumpfad, früher die einzige Verbindung ins obere Maggia-Tal. Er führt durch den Wald immer oberhalb der Maggia entlang.

Auf Höhe von Brontallo gibt es eine der typischen Steinbrücken über die Maggia (hoch und steil), die angesichts des geringen Wasserstands alle ein wenig übertrieben erscheinen. Aber es gibt überall Hinweisschilder, dass der Wasserstand auch kurzfristig ansteigen kann, wenn nämlich an einem der vielen Wasserkraftwerke das Wasser abgelassen wird.

Von der Brücke aus geht es – steil!!! – nach oben zum Dorf Brontallo, das sich inmitten von nicht mehr bewirtschafteten Terrassenfeldern 300 Meter oberhalb des Flusses an den Hang krallt. Heute lebt der Ort natürlich vom Tourismus, und viele der Rustici sind Zweitwohnungen. Aber man kann sich vorstellen, wie mühsam es gewesen sein musste, die Terrassenfelder zu versorgen und alles auf dem eigenen Rücken oder bestenfalls mit Eseln bergauf und bergab transportieren zu müssen.

Von Brontallo soll es laut Swiss Mobil App einen Postbus zurück nach Bignasco geben. Mitten in den Bergen funktioniert die App, mit der ich auch den Fahrschein lösen kann, der Bus ist pünktlich und der Fahrer nimmt die Haarnadelkurven mit beeindruckender Eleganz. In der Schweiz funktioniert die Infrastruktur eben! Nach 15 Min. bin ich wieder in Bignasco und ganz glücklich über diesen wunderbaren Ausflug. Abends beobachten wir mit Daunenjacken und Schaffell die Spätankömmlinge auf dem Stellplatz und die vielen Kinder, die sich zu mehrsprachigen Spieltrupps zusammenschließen.

Donnerstag 20.5.

Es wird voller – und wir machen uns auf den Heimweg. Auf dem Weg zurück nach Locarno sind alle Parkplätze am Weg bereits belegt. Wir kommen ohne Stau durch Locarno und Cugnasco bis zur Autobahn nach Bellinzona. Nach einer Rast kurz vor dem Bernardino-Tunnel mit wunderbarem Blick ins Mesox hinunter fahren wir ohne Stau nachhause, wo wir gegen 16 Uhr ankommen.

Campen ?!

Woher kommt das Wort Campen?
von lat. campus „Feld“

Die Urlauber übernachten in diesem Fall in Zelten, Hängematten, Wohnwagen oder Wohnmobilen, in Dachzelten oder ausgebauten Vans. Wird in Zelten gecampt, so spricht man auch von Zelten.

Seit wann gibt es „Camping“?
Camping entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als nach dem Ersten Weltkrieg der Aufschwung mit den Goldenen Zwanzigern Einzug in Deutschland hielt. Erstmals konnte sich der Normalverbraucher Urlaub leisten, zuvor hatten Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Es lag nahe, in der freien Natur kostengünstig zu regenerieren. Man campte relativ einfach, mit Zelten und einfachen Gegenständen zur Erholung wie Faltbooten. Es entstand die sogenannte „Wochenendbewegung“. So waren es auch die Faltbootfirmen und die Anhänger dieses Sports, die die Ausrüstung entwickelten. Die Faltboothersteller bauten ihre Zelte, die zuvor nur aus einfachen Zeltbahnen bestanden hatten, wie die Häute ihrer Boote. Oben aus dichtgewebter Baumwolle und mit einem Boden aus Gummi. Die Faltbootpioniere Carl Joseph Luther und Hans Berger (Firma Sport Berger) erfanden das notwendige Zubehör: Den Daunenschlafsack und die Luftmatratze.
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Entwicklung unterbrochen, erst nach Kriegsende und mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder konnte sich die breite Masse wieder Urlaub leisten. Erstmals wurden Pkws umgebaut und mit Campingutensilien ausgestattet. Der im Jahr 1931 erfundene Wohnwagen trat seinen Siegeszug an. Es entstanden Begriffe wie „Stoffvilla“ oder „Haus am Haken“. In den 1960er Jahren entstand eine auf Camping spezialisierte Industrie. Es wurden extra Fahrzeuge wie der VW-Bus für das Camping umgebaut, das Camping wurde technisiert und durch Neuerungen wie die Bordtoilette komfortabler. In den letzten Jahrzehnten wurde die Palette der Angebote stetig ausgebaut, sowohl was die Anzahl der Campingplätze als auch die Hersteller von Fahrzeugen und Ausrüstung anbelangt. In der DDR war der Camping-Urlaub auch aufgrund des Mangels an offiziellen Ferienplätzen sehr populär. Laut DDR-Historiker Stefan Wolle gab es Ende der 1980er Jahre 529 Zeltplätze in der DDR mit 20 Millionen Übernachtungen. Daneben waren auch die CSSR und der ungarische Plattensee beliebte Campingziele der Ostdeutschen.

Quelle: wikipedia.org

Und Camping heute?
In den letzten Jahren und besonders durch Corona erlebte das Campen und die Campingbranche einen unglaublichen Boom. Urlaub war nur schwer oder gar nicht möglich und so wurde der Wohnwagen bzw. das Wohnmobil zu einem sehr begehrten Objekt.
Die Vorteile sind klar: Man kann unter sich bleiben, z.B. im Kreis der Familie, man ist relativ autark, man hat sein eigenes kleines Heim dabei und muss nicht unbedingt mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Frühstücksbuffet und Essensäale sind nicht nötig, da man sich selbst versorgt.
Hinzu kam, dass Auslandsreisen noch schwieriger oder gar nicht möglich waren und mit dem Camper konnte man sich zumindest im eigenen Land bewegen.

Dies alles und die Vorteile die Camping schon immer geboten hat, führte dazu das zigtausende von Menschen nun zu Campern wurden. Mit eigenen Fahrzeugen, mit Leihfahrzeugen oder als Mieter in Mobile-Homes auf Campingplätzen.
So wurden alleine in Deutschland im ersten HJ rund 75.000 Wohnmobile NEU zugelassen.

Das Wohnmobile nicht erst seit Kurzem im Trend liegen, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Fahrzeugbestands: Von 2015 bis 2020 legte der Bestand an Wohnmobilen in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts von gut 390.000 auf knapp
590.000 zu.
Und danach startete ja erst der derzeitige Boom!
Dabei nicht zu vergessen die zusätzlichen ca. 700.000 Wohnwagen.

Apropos: Deutschland führt bei der Anzahl der zugelassenen Wohnwagen, mit knapp 700.000 (2019!, statista.com), vor Grossbritanien, Frankreich und den Niederlanden.

Wohin mit all diesen Fahrzeugen!
Das ist eine berechtigte Frage. Konnte man vor wenigen Jahren einfach spontan losfahren und sich dann gegen Nachmittag einen Stell-/Campingplatz suchen, so bedarf es heute einer ausgiebigeren Planung und der Reservierung eines Platzes. Nicht immmer – aber immer öfter. Die Anzahl der Fahrzeuge ist enorm und schnell gestiegen, die der Plätze nur sehr, sehr langsam.
Aber, es ist zu verzeichnen das verschiedene Gemeinden/Städte auf die Nachfrage reagieren und neue Plätze schaffen, bzw. vorhandene umnutzen*. Wer braucht im Sommer einen grossen Parkplatz vor einer Eissporthalle, in der kein Eis ist? Richtig: niemand.

7 neue eingerichtete Stellplätze für WoMos und Busse vor einer Eissporthalle im Tessin

Diesen Parkplatz kann man in dieser Zeit für WoMos zur Verfügung stellen. Der Platz ist eh da – nun gibt es ohne Aufwand zusätzliche, neue Einnahmen durch Standgebühren.

*Nutzung einer Wiese als Stellplatz im Tessin. Dies ist eine nicht ganz uneigennützige Flucht nach vorne, da einige Gemeinden schier überrollt wurden von WoMos und von dem Müll der hinterlassen wurde. Besser also, man versucht dies mit angebotenen und zu bezahlenden Plätzen zu „regeln“.

Kleines Rechenbeispiel: Vollausgelastet 60 Standplätze, pro Nacht je CHF 20.- Ergibt für die Gemeinde Einnahmen von CHF 1.200.- pro Nacht. Theoretisch also rund CHF 36.000.- pro Monat. Investition: Parkscheinautomat, Entsorgung (Anschluss an Kanalisation), Frischwasserleitung, 1 WC, Kontrolleur (checkt 1x täglich, ob alle ein Parkticket haben). Sollte sich also recht schnell armortisieren.

Oder, verschiedene privatwirtschaftliche Projekte, dort schliessen sich Landbesitzer, wie Winzer, Bauern etc. zusammen und bieten auf ihren Höfen Stellplätze an.

Es entstehen also neue Plätze, nur nicht ganz so schnell, wie neue Fahrzeuge dazugekommen sind. Aber auch dort wird der Zuwachs langsamer werden. Aufgrund der hohen Nachfrage und diverser Lieferengpässe liegen die Lieferzeiten für WoMos derzeit bei fast 1,5 – 2 Jahren und der Gebrauchtmarkt ist (fast) leergefegt.
Hinzu kommt, dass vermutlich in 2-3 Jahren viele wieder zum „konventionellen“ Fern- und Hotelurlaub zurückkehren (insofern Reisen wieder uneingeschränkt möglich ist) und dann viele Fahrzeuge als Gebrauchte zurück auf den Markt kommen. Dies sind dann keine zusätzlichen Fahrzeuge in der Statistik, sondern nur neue Besitzer.

Apropos: Ein WoMo muss auch irgendwo geparkt werden, auch wenn man nicht auf Reisen ist. In vielen Städten sieht man derzeit auch in Wohngebieten für längere Zeit abgestellte Fahrzeuge. Solange diese in einen normalen Parkplatz passen und nicht abgemeldet sind, ist dies erlaubt – aber diese „Freizeit“-Fahrzeuge nehmen natürlich einen erheblich Platz ein, bei eh beschränktem Parkraumangebot. Für den Winter gibt es die Möglichkeit die WoMos in diversen Hallen unterzustellen (Scheunen, Bootslager,..), was allerdings nicht ganz günstig ist und u.U. auch nicht direkt um die „Ecke“. Es ist zu befürchten, dass einige Camping-Neulinge dies nicht unbedingt bedacht haben und sich über diese „Folgekosten“ wundern werden (je nach Gegend ab EUR 50.- bis über 100.- pro Monat)

Strom, Wasser, Diesel und Gas im WoMo

Auch ein Wohnmobil benötigt eine „Grundversorgung“ mit Strom, Wasser, Diesel und Gas.
Doch woher kommt diese Energie?

Strom
Wofür benötigt man Strom im Fahrzeug?
In Wohnmobilen gibt es in der Regel zwei Batterien: Eine „Autobatterie“, wie bei jedem „normalen“ Auto. Lieferant für den Starter/Anlasser, das Fahrlicht, Scheibenwischer, Fensterheber, usw. und eine „Aufbau-Batterie“ für den Wohnbereich: Beleuchtung (LED) im Innenraum, für den Kühlschrank, für die Pumpen (Wasserhähne), zum Laden der Handys, iPads usw. an den verbauten Steckdosen.

Um Strom zu bekommen, gibt es drei Möglichkeiten: Die Batterie lädt während der Fahrt, die Solarpanels laden wenn die Sonne scheint oder man schliesst das Fahrzeug auf einem Stell-/Campingplatz an den „Landstrom“ (Kabeltrommel/Stecker) an.

Kritisch wird es dabei erst, wenn man mehrere Tage nicht fährt und in der Zeit auch keine Sonne scheint. Man verbraucht also Strom ohne „neuen“ zu laden. Den Ladestatus kann man an dem Kontrollpanel im Fahrzeug ablesen und dann entsprechend reagieren (wenn möglich Landstrom anschliessen oder eben weiterfahren).


Anmerkung: Wir haben unseren Tourne bis heute (55 Übernachtungen) nicht einmal an den Landstrom angeschlossen. Haben uns aber für den nachträglichen Einbau einer 2. Lithium-Batterie entschieden, um eine höhere Reserve zu haben. Grund war, dass wir einmal nach 4 Tagen „stehen“ und wenig Sonne an die Kapazitätsgrenze kamen (wir haben in dieser Zeit täglich die Smartphones, iPads und Kindls geladen und Licht im WoMo gebraucht).

Wasser
Wofür benötigt man Wasser im Fahrzeug?
Zum Waschen, Spülen, Kochen und für das Chemieklo (wenn man keine Trocken-Trenn-Toilette hat)… also wie daheim.
Allerdings kommt es nicht „automatisch“ aus einer Wasserleitung, sondern aus dem Frischwassertank des Fahrzeugs und wird von dort von mit Pumpen zu den entsprechenden Verbrauchern geleitet (z.B. Wasserhähne, Brausekopf).
Der Frischwassertank fasst (bei uns) rund 100L. Diesen kann man vor der Reise, z.B. zuhause, oder unterwegs an Raststätten, Campingplätzen usw. auffüllen (Giesskanne, Gartenschlauch). Zu bedenken dabei, das Gewicht: 100L Wasser gleich 100kg Zusatzgewicht im Fahrzeug. Hier kann man also Gewicht sparen, wenn man mit nur 30L für unterwegs startet und am Zielort das restliche Fassungsvermögen des Tanks auffüllt.

Befüllen des Tanks mit Wasserschlauch mit „Zählwerk“

Was „rein“ kommt, muss auch wieder „raus“. Dafür gibt es den Abwassertank (Grauwassertank* genannt), der unter dem Fahrzeug eingebaut ist. Dorthin fliesst das verbrauchte Wasser – z.B. vom Duschen oder Spülen.
An speziellen Entsorgungsstationen kann man diesen (manchmal gegen eine geringe Gebühr) entleeren. Diese Stationen gibt z.B. auf Raststätten oder auf CPs.
An diesen Stationen fährt man mit dem Fahrzeug über den entsprechenden „Kanaldeckel“, öffnet das Grauwassertank-Ventil und lässt das verschmutzte Wasser ab.

Der Wasserverbrauch hängt natürlich von der Nutzung ab. Geht man oft auswärts Essen und muss danach nicht im Fahrzeug das Geschirr abwaschen, benutzt man die Duschen auf einem CP und nicht im WoMo, usw., um so mehr Wasser spart man natürlich.
Anderseits ist der sparsame Umgang mit dem „eigenen“ Wasser eine Möglichkeit möglichst lange autark zu stehen, besonders an Plätzen, an denen es keine Infrastruktur gibt – oder die man nicht nutzen möchte (z.B. öffentliche WCs in Corona-Zeiten).

Je mehr man spart, desto länger reicht der eigen Wasservorrat, je mehr man verbraucht, umso häufiger muss man eine der Versorgungsstationen ansteuern und verbrauchtes Wasser ablassen und frisches nachtanken.

Gut ist, wenn der Grauwassertank beheizt ist, da er unterm dem Fahrzeug (Bodennähe) angebracht ist. Somit kann er auch im Winter nicht einfrieren.
Der Frischwassertank befindet sich im Fahrzeug und ist vom Einfrieren nicht betroffen.

*Weisswasser: Frischwasser
Grauwasser: verschmutztes Wasser (Spüle, Dusche)
Schwarzwasser: nur bei Fahrzeugen die kein Chemie-Klo oder eine TTT haben, sondern die für die Toilette einem separaten Tank haben

Diesel
Die allermeisten WoMos haben einen Diesel-Motor als Antrieb. Somit ist Diesel quasi immer an „Bord“. Deswegen haben sich einige Hersteller entschieden Dieselheizungen im WoMo zu verbauen. Der Betriebstoff ist ja vorhanden und wird aus dem „normalen“ Tank auch für die Heizung genutzt.
Tests zeigen, dass die Dieselheizung ca. 6L in 24h verbraucht, bei einer Aussentemparatur von 0 Grad und einer erzielten Innentemparatur von 20 Grad.
Es gibt auch Kochplatten/Herde die mit Diesel betrieben werden – auch da der Vorteil, man benötigt keine Gasflasche.
Der Vorteil beim Diesel ist klar die Verfügbarkeit: Gibt es in jedem Land, an vielen Stellen.

Gas
In fast allen WoMos (und auch Wohnwagen) befinden sich trotzdem 1-2 Gasflaschen – meistens zum Kochen, eventuell zum Heizen und für Warmwasser.
Bei uns wird das Gas benötigt für den Gasherd und den Warmwasserboiler (bei anderen auch zum Heizen).
Es gibt fürs Camping 2 Standardgrössen an Flaschen 11kg und 5kg. Manche Fahrzeuge haben Platz und Anschlüsse für 2 kleine Flaschen. In unseren Gaskasten passt eine 11kg-Flasche.

Wo bekommt man die Gasflaschen?
An grösseren Tankstellen, Baumärkten und auf einigen CPs. Dort kauft man in der Regel eine gefüllte Flasche und hinterlegt dafür Pfand (ca. EUR 30.-). Ist die Flasche leer, bringt man sie zurück und erhält eine neue, für die man nur die Füllung zahlen muss (ca. EUR 20.-).

Hört sich gut an. Theoretisch, denn mancher Anbieter will nur „seine“ Flaschen gegen eine gefüllte tauschen, d.h. die Flasche von Händler A will Händler B nicht haben und man ist gezwungen eine neue Flasche mit Depot zu kaufen (und muss zusätzlich die 1., leere, weiter mit im WoMo transportieren). Dies passiert schnell, wenn man eine Flasche im Ausland kauft oder eine „Spezialflasche“ hat, wie bei uns eine Copmosite (Kunstoffmaterial).
Dies kann dazu führen, dass sich daheim mehrere Flaschen ansammeln, die man aus den Ferien mitbringt, aber daheim nicht mehr zurückgeben kann.

Schade, dass dies nicht wirklich standatisiert ist!
Betrifft übrigens auch die Anschlüsse…dafür gibt es dann Adaptersets.

Wie lange hält eine 11kg Flasche?
Dies hängt natürlich von der persönlichen Nutzung und der Anzahl der Mitreisenden ab.
Wir brauchen Gas nur für den Heisswasserboiler und den Gasherd, sowie den Gasgrill (Aussenanschluss) – nicht für das Heizen.
Unsere 11kg.-Flasche hielt (für 2 Personen) rund 47 Tage. Dabei wurde sie an rund 10 Tagen nicht oder kaum genutzt, da wir bei Freuden gegessen/gekocht haben und/oder dort geduscht haben, bzw. in Restaurants essen waren und auch keinen Abwasch hatten.
Rechnen wir die 10 Tage also hinzu, dann hätte die Flasche für rund 37 Tage gereicht.
Bei folgender Nutzung:
– 70-90x Wasserkochen für Kaffee/Tee
– 35-40x Kochen (z.T. im Omnia, ca. 50 Minuten)
– 5x Grillen (Aussengrill „holt“ sich das Gas aus der einzigen Flasche die wir haben)
– 70x Duschen/Waschen
– 30-35x Beheizen des Warmwasserboilers (zum Waschen, Duschen, Spülen)

Unsere Faustregel nun: Wenn man sich viel im WoMo aufhält, dort viel kocht, abwäscht, duscht, usw., hält eine Flasche rund 1 Monat.
Bedeutet für uns, dass wir in Zukunft nach 30-35 Tagen den Füllstand prüfen und uns rechtzeitig nach einer neuen Flasche umsehen werden.
Der Gasvorrat verlängert sich natürlich auch entsprechend der Jahreszeit: Im Hochsommer kann man kalt Duschen und der Boiler bleibt aus. Kaffee und Tee wird durch kalte Getränke aus dem Kühlschrank ersetzt usw., man benötigt also eher weniger Gas.

Wohnwagen, Wohnmobil, WoMo-Typen

Wohnwagen und Wohnmobil

Vorab, es gibt 2 Fahrzeugtypen, in denen man recht komfortabel verreisen/wohnen kann: Wohnwagen und Wohnmobile.

Wohnwagen (WoWa) sind Anhänger, also ohne eigenen Antrieb. Sie werden in der Regel von einem PKW (aber auch von LKWs) gezogen. Sie werden an die Anhängerkupplung des Zugfahrzeug angehängt und beziehen während der Fahrt ihren Strom (für z.B. Blinker, Bremslichter,…) vom PKW.

Am Reiseziel angekommen kann man diese vom PKW abhängen/trennen und man hat wie immer seinen PKW um z.B. Einkäufe, Besichtigungen, usw. zu machen. Der Wohnwagen bleibt dann z.B. auf dem Campingplatz stehen. Dort wird er unabhängig vom PKW an den „Landstrom“ (Steckdose auf dem Campingplatz) angeschlossen und erhält dadurch Strom für Licht, Kühlschrank, Pumpe, u.a..

Die letzten sechs Jahre waren wir mit unserem Wohnwagen unterwegs.

Der Nachteil eines WoWa ist, dass man nicht autark stehen kann, weil ein WoWa nur bedingt über die entsprechenden „Installationen“ wie Wassertanks, Stromversorgung usw, verfügt und, dass das Gesamtgefährt (Auto + WoWA) recht lang ist (schnell über 11m), wodurch rückwärtsfahren, rangieren, parken usw. eine Herausforderung werden kann.

Der Vorteil ist: man hängt ihn am Zielort ab, stellt ihn auf den Campingplatz (CP) und kann mit dem gewohnten PKW die unterschiedlichsten Ausflüge und Erledigungen machen. Da ein WoWa nicht über einen Motor, Getriebe usw. verfügt, ist er natürlich auch günstiger in der Anschaffung und dem Unterhalt. Ein „Anhänger“ eben.

Wohnmobile sind zum Wohnen ausgebaute Motor-Fahrzeuge mit eigenem Motor, Getriebe, Batterie, usw. Es gibt verschiedenen Wohnmobil-Typen:

  1. Camper-Vans oder Busse
    Jeder kennt den VW-Bus. Dies ist ein klassischer Camper-Van bzw. Bus.

Vorteile: sehr kompakt, alltagstauglich, wendig und trotzdem zum Campen zu gebrauchen. Kann auch als „Hauptfahrzeug“ benutzt werden (viele können sogar in ein Parkhaus fahren).

Nachteile: Begrenzter Platz (aufgrund der vorgegebenen Gesamtgrösse), meist ohne WC, keine Stehhöhe (ausser mit Aufstelldach), Bett muss aufgebaut werden (hintere Sitzbank + weitere Polster).

  1.  Kastenwagen
    Dies sind Standard-Nutzfahrzeuge, wie sie auch Handwerker, Kurierdienste, usw. benutzen. Kleine Nutzfahrzeuge mit verschiedenen Längen von 5.99m bis ca. 7.00m.
    Sie haben alle eine Schiebetüre (rechte Seite) und 2 Hecktüren, die sich zum Transport von Waren weit öffnen lassen. Im „Fahrerhaus“ gibt es links und rechts eine normale Türe zum Einstieg von Fahrer und Beifahrer
    Kastenwagen sind also eigentlich Nutzfahrzeuge, die dann später, von verschiedenen Herstellern, zu Kastenwagen-Wohnmobilen um- und ausgebaut werden.
    Die Fahrzeug Grundabmessungen werden nicht verändert und die gesamte Karosserie besteht aus Metall.

Da es die Basisfahrzeuge von VW (Crafter), Ford (Transit), Mercedes (Sprinter), Fiat (Ducato), Peugeot (Boxer) u.a. gebaut werden, gibt es also auch eine Vielzahl von Herstellern und Modellen für den Wohnmobil-Ausbauer. Der Ausbauer bestellt also z.B. (in unserem Fall) einen Peugeot Boxer (so heisst das Modell) bei Peugeot. Diesen bekommt er so, wie ihn auch der Malermeister für seinen Betrieb bekommen würde.

Dann fängt die Arbeit des Ausbauers an. Unverändert bleibt die Fahrerkabine (hier werden „nur“ die Verdunklungsvorhänge eingebaut, ein Navi-Gerät,…). Nun müssen zusätzlich Fenster (Seiten, Dach) in die Karosserie geschnitten werden. Die Hauptarbeit liegt danach im „Wohnbereich“. Der Ausbauer (in unserem Fall die Firma TOURNE, aus Slowenien) muss nun in den „Lieferwagen“ die Betten, die Toilette, die Küche usw. einbauen. Der Ausbauer integriert in das Fahrzeug zudem alles, was zum Wohnen/Reisen notwendig ist: Heizung, Strom, Wasser- und Abwassertanks, Kochfeld, Innenraumbeleuchtung, Fliegengitter an allen Fenstern/Türen, Schränke/Stauräume und eine Batterie für den Wohnbereich (unabhängig von der „Autobatterie“)….
Aus dem eigentlichen Laderaum des Nutzfahrzeugs wird so der Wohnbereich.

  1. Teilintegrierte
    Bei diesen Fahrzeugen handelt es sich bei der „Basis“ auch um Nutzfahrzeuge (kann also auch ein FIAT Ducato sein), bei denen der Ausbauer allerdings nur das Fahrerhaus auf dem Chassis kauft und darauf seine „Wohnkabine“ setzt. Das Fahrzeug besteht somit aus zwei mit einander verbundenen Teilen (Fahrerhaus vom Fahrzeughersteller aus Metall und Wohnkabine vom Ausbauer aus GFK).

Der Vorteil ist, das die Wohnkabine breiter, länger und höher als das ursprüngliche Fahrzeug (Chassis) sein kann, also mehr Platz im Innenraum entsteht. Mehr Platz und Breite heisst u.U. aber auch, weniger Alltagstauglichkeit (der „normale“ PKW Parkplatz wird damit schon sehr eng). Die Wohnkabine ist meistens aus GFK (wird z.B. auch im Bootsbau oder für Wohnwagen verwendet).

Eine weitere Variante der Teilintegrierten ist, die „Alkoven-Variante“. Hier sieht man über dem Fahrerhaus eine „dicke Nase“. Diese beherbergt zwei weitere Schlafplätze. Sehr geeignet, wenn man viel Wert legt auf mind. 4 Schlafplätze und viel Platz im Innenraum.

  1. Vollintegrierte
    Diese sehen ein bisschen aus wie Busse. Der Ausbauer kauft hier nur das Chassis mit dem Motor-/Getriebeteil und stülpt diesem insgesamt eine Kabine über. Das komplette Fahrzeug besteht dann aus GFK und bietet sehr viel Platz.
  1. Expeditions-Reisemobile
    Dies sind extreme Fahrzeuge, oft mit Allrad und meistens auf LKW-Basis. Bekannte Basisfahrzeuge sind z.B. Unimog, MAN oder IVECO. Diese Fahrzeuge werden in Kleinstserien für den extremen Einsatz im Offroad-Bereich und für Weltreisen gebaut. Oft über 7.5t schwer und somit nur mit LKW-Führerschein zu fahren. Sehr oft Einzelanfertigungen, die schnell über EUR 200.000 kosten. Allerdings ist die Zielgruppe darin auch oft mehrere Jahre am Stück unterwegs. Allerdings mit max. 80KM/h – siehe LKW.

Eine „kleine“ Variante der Expeditionsmobile, sind die „Pickups mit Aufsatzkabine“. Die Fahrzeuge sind sehr klein, mit wenig Komfort, aber offroad-tauglich und sehr robust. Typische Vertreter sind z.B. Ford Ranger, Land Rover, Dodge Ram u.ä., jeweils als Pickup mit entsprechender Wohnkabine, die oft auch wieder abgenommen/demontiert werden kann.

  1. Teurer und noch exklusiver sind die „Luxusliner“. Diese werden individuell ausgebaut, auf Basis von Bussen/LKWs. Kosten dann ab ca. EUR 200.000 (nach oben keine Grenzen), dafür hat man dann auch eine Waschmaschine an Bord, u.U. eine Garage für das Cabrio, Dachterrasse, Frischwasseraufbereitung, u.a.

Das Ganze ist eher ein Haus auf Rädern, was man allerdings nur noch mit dem LKW-Führerschein bewegen darf. Hier produzieren sehr kleine Hersteller, allerkleinsten Stückzahlen.

Hier die Übersicht der gängigen Typen:

Der OMNIA

Der Omnia ist eine Art Koch-/Backtopf. In ihm kann man sowohl Aufläufe zubereiten, wie auch Kochen und Backen. Dieser „Topf“ wird direkt auf die Gas-Koch-Flamme gestellt und entwickelt dann eine Ober- und Unterhitze.

(Herstellerfoto)

Eine absolut sinnvolle Investition (ca. EUR 60.-), in eine rund 30jährige Erfindung.

Hier ein Foto im Einsatz: Vorbeitung eines Nudelgerichts, mit Hühnchen und Gemüse. Alles wird zusammen im Omnia gegart/gebacken. Zubereitungsdauer ca. 50 Minuten (zu bedenken, beim Gasverbrauch)

Trocken-Trenn-Toilette (TTT)

Wichtig im WoMo ist natürlich die Toilette. Besonders in „Corona-Zeiten“ ermöglicht sie, dass man keine öffentlichen Toiletten benutzen muss – und somit autark ist.

Verbaut werden in Wohnmobilen in der Regel „Chemie-Toiletten„. Dies sind Kunsstoff-Behälter, in die eine Chemie-Kapsel gelegt wird und die dann für eine schnellere „Zersetzung“ der Stoffe sorgen. Die Kapazität dieser Toiletten beträgt (je nach Nutzung) allerdings nur 2-3 Tage. Dann müssen diese an dafür vorgesehenen Chemie-Entsorgungsstationen entleert werden.

Die Behälter werden von aussen, durch die Service-Klappe, entnommen und dann zur entsprechenden Stelle auf dem Campingplatz gerollt (wie ein Boardcase), entleert und ausgespült.

Die Vorteile ein Chemietoilette:
Sie werden und wurden 100tausenfach von den Herstellern verbaut und sind quasi standardisiert – und somit entsprechend günstig (besonders für die Hersteller).
Auf allen Campingplätzen gibt es Entsorgungsstationen für die Toiletten.

Die Nachteile der Chemietoilette:
Sie benötigen Chemie (Tabs) und riechen auch nach Chemie.
Sie benötigen Wasser und Strom (Wassertank und Pumpe für die Spülung).
Die Kapazität ist sehr begrenzt.

Was gibt es also für Alternativen?
Die Trockentrenntoilette (TTT)!
Diese Toillette benötigt keinerlei Chemie und auch kein Wasser (und nur minimalen Strom, für einen kleinen Lüfter). Die TTT wird „eingerichtet“ indem man einen Kokosziegel (daheim oder unterwegs) mit ca. 1L Wasser auflöst und in die Toilette gibt.
Die Toilette „kompostiert“ ab dann die Fäkalien. D.h. letztlich entsteht Kompost, den man auf den Komposthaufen im Garten oder im Hausmüll entsorgen kann.
Ohne Einsatz/Verbrauch von Chemie und Wasser.
Der Urin wird in einem separaten Tank gesammelt und kann separat entsorgt werden (ohne Chemie).

Zur Anschauung:
Links die Toilette, wie wir sie von daheim kennen. Mitte, der Mensch von oben gesehen.
Rechts die TTT. Unten der Urin-Behälter, oben der Behälter für die „festen“ Stoffe.

So sieht dies dann in natura aus:

(Herstellerfoto)

Diese TTT hat eine Kapazität von 2-3 Wochen (für 2 Personen), was denn Festtank betrifft. Den Urintank muss man alle ca. 2 Tage entleeren.

Die Vorteile der TTT:
Kein Einsatz von Chemie und keine Verschwendung von Wasser (und minimaler Stromverbrauch). Man „produziert“ Kompost!
Kein Chemiegeruch im Fahrzeug (wenn sie „riecht“, dann max. nach Erde)
Grosse Kapazität, d.h. langer Einsatz möglich, muss nur selten entleert werden.
Autarkes Campen somit gut möglich, da man keine Entsorgungsstationen benötigt.
Kauf der Chemiekapseln entfällt. Nach jeder Leerung bedarf es einer neuen Kapsel (bei der TTT benötigt man ca. alle 3 Wochen einen Kokosziegel, für ca. EUR 3.-)

Die Nachteile der TTT:
Relativ hoher Preis, da Zusatzausstattung. Kauf und Einbau ca. EUR 1.100.-
Etwas grösser als Chemie-Toiletten, nimmt also in der Nasszelle etwas mehr Platz ein.

Unsere Erfahrung: Die TTT, wir haben eine „Natures Head“, ist perfekt!
Wir waren, besonders in Corona-Zeiten, extrem froh immer unsere eigene Toilette benutzen zu können, um die man sich rund drei Wochen überhaupt nicht gross „kümmern“ muss. Eine Anschaffung, auf die wir nie mehr verzichten möchten!